Weintagebuch
Sonnengruß - Zwischen Austrieb und Blüte
In dieser energetischen Wachstumsphase im Frühling nach dem Austrieb verändert sich die Ansicht der Weinlandschaft fast täglich. Der Naturfreund genießt das Schauspiel beim täglichen Spaziergang, wenn er mehr spürt als sieht, wie die Pflanze der Energie der Sonne entgegenstrebt. Vielleicht können wir Menschen dies ganz gut nachempfinden, wenn auch wir einfach einmal die Arme ausbreiten, den Körper dehnen und zur Sonne hin öffnen. Man muss kein Yogi sein, um an dieser Übung Gefallen zu finden!
Für die fleißigen Hände im Weinberg aber gelten andere Prioritäten, denn die Wuchskraft der Reben muss gefördert, geleitet und dann wieder reduziert und gezähmt werden. Der Bedarf an Grünarbeit steigt naturgemäß mit der Entwicklung der Vegetation. Derzeit geht es ans Ausbrechen (Jäten) überzähliger, zu dicht stehender Schösslinge. Dies verbessert die Durchlüftung und sorgt nach dem Rebschnitt für eine weitere, frühe Ertragsreduzierung.
Bald werden die verbleibenden jungen Triebe soweit hochgewachsen sein, dass wir mit dem „Einstricken“ in den Drahtrahmen beginnen können, um eine lockere und gesunde Laubwand zu erreichen (siehe: Der Austrieb). Bei der ästhetisch beeindruckenden, aber auch aufwändigen „Lyra-Erziehung“ werden es sogar zwei V-förmige auseinander wachsende Laubwände sein, grade so wie die oben erwähnten Arme, die sich zur Sonne strecken.
Mehr als die Sonne würden wir aber derzeit den Regen begrüßen. Ein wenig davon gabs letzte Woche. Es wäre fein, wenn die Eisheiligen bald den Regen und nicht Frost brächten!