Weintagebuch
Jahrgang 2024 - wildes Jahr mit sanften Weinen
Der Winter war mild und relativ feucht. Der Frühling machte seinem Namen zu Beginn alle Ehre und begünstigte einen frühen Austrieb mit regelmäßigen Niederschlägen, die die Vegetation weiter förderten. Es folgte der sprichwörtliche, launische April: Nach einer fast sommerlichen ersten Hälfte drehte das Wetter, und eine kühle Nord-Strömung sorgte für geradezu winterliche Tage und Nächte. Spätfröste in den Niederungen waren die logische Folge und führten diesmal auch in Einzelfällen im Osten von Langenlois wie z. B. am Kammerner Lamm zu Ertragseinbußen, während Rieden im Süden und Westen von Langenlois, um die man sonst in solchen Situationen eher zittern würde, weitgehend verschont blieben.
Der Kälteschock schien den Reben aber ein wenig in den ‚Knochen‘ zu sitzen, der Blühansatz war moderat und mancherorts unregelmäßig. Nur die konsequente Arbeit am Rebstock, an der Laubwand und am Boden führten im Frühsommer zu einem sehr zufriedenstellenden Zwischenstand.
Wir waren immer noch etwas früher dran, die Weingärten waren gut versorgt, der Sommer konnte kommen. Und er kam: Die zweite Juli- und die erste Augusthälfte, mit viel Sonne und Hitze, erweckten bei manchen Erinnerungen an 2018. Allerdings waren im gesamten Sommer mehr kurze Niederschläge zu verzeichnen, was dann eher wieder 2015 ins Gedächtnis brachte. Vor allem Im August beschleunigte sich die Reife und wir entschlossen uns zu dem mit 2018 bisher frühesten Lesebeginn.
Dies stellte sich für uns als richtige Entscheidung heraus: Nach einem guten Ernteergebnis beim Sektgrundwein führte uns die enorme Beschleunigung der Reife direkt in die Hauptlese. Auch die genauen Prognosen zu einem außergewöhnlichen Starkregen trieben uns voran. Vor den Regentagen hatten wir bereits mehr als die Hälfte der zu erwartenden Trauben im Keller. Die folgenden Überschwemmungen in den Niederungen der Flusslandschaften im Donauraum hatten ihren Schwerpunkt im Tullnerfeld abseits der Weinbauzone. Unsere höher gelegenen Lagen erlaubten uns sofort nach dem Regen die Fortsetzung der Lese und wir verzeichneten schließlich am 3. Oktober den bisher frühesten Ernteschluss im Weingut, auch weil wir im kompromisslosen Bemühen um Qualität im Vergleich zu 2023 weniger Trauben einbrachten.
Die Weine zeigen sich bereits sehr fein, gut abgerundet und mit angenehmer Fruchtkonzentration. Diese Anlagen geben uns Grund, mit dem Ergebnis dieses „extremen“ Jahrgangs zufrieden zu sein.
Der Weinbau ist und bleibt eine Herausforderung für jeden qualitätsbewussten Winzer!